Nach fast drei Monaten kam heute die Entscheidung des Familiengerichts zu meinem Antrag auf Ruhendstellen des Sorgerechts, das mein demenzkranker Ex-Mann immer noch für unsere jüngste Tochter hat. Das Gericht sieht keinen Grund, meinem Antrag stattzugeben. Mein Ex behält das Sorgerecht. Ich kann es nicht fassen, wie ein Familiengericht so entscheiden kann. Das macht mir mein Leben als 100 Prozent Alleinerziehende und Alleinverdienende noch schwerer als es ohnehin schon ist.
Es geht hier um einen Menschen, der an einer weit fortgeschrittenen Demenz leidet. Der keine Entscheidungen mehr treffen kann, nicht für sich selbst und schon gar nicht für andere. Der sich nicht mehr sprachlich äußern kann. Nicht mündlich und schon gar nicht schriftlich. Der nicht mehr weiß, wie man ein Telefon benutzt, eine Fahrkarte kauft, ein Brot schmiert oder etwas im Laden bezahlt. Ein Mensch, der rund um die Uhr gepflegt wird, der nicht mehr selbst bestimmen darf, wo er lebt und wohin er geht. Und der voll unter rechtlicher Betreuung steht.
Dieser hilflose Mensch soll weiterhin das Sorgerecht für unsere zehnjährige Tochter ausüben dürfen. Wie stellt sich das Familiengericht das vor? Absprachen über die Erziehung unserer Tochter zu treffen, ist aufgrund der nicht mehr vorhandenen Sprache unmöglich. Und wie soll einer zum Beispiel darüber bestimmen, welche Schule unser Kind besuchen soll, wenn er nicht mal mehr versteht, dass man nicht mitten auf der Straße pinkeln oder im Restaurant Essen von den Tellern fremder Leute nehmen darf? Es ist mir völlig schleierhaft, wie so eine Entscheidung zustande gekommen ist.
Ich denke, es liegt daran, dass die Menschen im Gericht mit dem Namen der Krankheit nichts anfangen können: Primär nicht-flüssige Aphasie. Das klingt so, als ob die Betroffenen einfach nur nicht sprechen können. Aber es ist nicht nur Sprachlosigkeit sondern eine schwere Demenzform. Die Krankheit ist derart selten, dass die meisten Menschen noch nie etwas davon gehört haben. Das ist uns schon damals beim Beantragen des Bindertenausweises auf die Füße gefallen. Zunächst sollte mein Ex keinen bekommen, weil angeblich zu wenig behindert. Es dauerte elf Monate bis er den Ausweis endlich hatte. Mit der Diagnose Alzheimer wäre das sicher nicht passiert. Die kennt jeder und weiß: Sehr böse Krankheit, macht Gehirn kaputt, in einem Wort: Demenz.
Ich bin einfach nur sprachlos. Und müde.
Ich bin auch sprachlos!
Kann man gegen diesen Schwachsinn nicht Berufung , oder was, einlegen? Das kann doch nicht sein, bitte!?
Mir ist der Behörden – Wahnsinn ja sehr vertraut – habe auch undenkbare Dinge erlebt und kenne diese Erschöpfung. Und den Wunsch nicht mehr kämpfen zu müssen!
Aber, dass ein Mann, der an einer schweren Form der Demenz leidet, das Sorgerecht für ein minderjährigen Kind haben soll, ist ja wohl ein Skandal!
Ich wünsche dir Durchhaltevermögen und Unterstützung gegen diesen Irrsinn!
Alles Liebe
Ketoqueen
LikeGefällt 1 Person
Danke, liebe Ketoqueen!
LikeLike
Das ist wirklich total unverständlich. Viel Kraft!!! Grüße von Greta
LikeGefällt 1 Person
Danke!
LikeLike
Hallo!
Ich kann dich so gut verstehen! Auch mein Mann war an FTD erkrankt. Auch ich musste viele Hürden nehmen. Aus meiner Erfahrung, kann ich dir nur sagen, dass du mit Höflichkeit nicht weiter kommst. Schwerbehindertenausweis, Rente , Krankenkasse und bei vielen anderen Sachen habe ich mit dieser Unwissenheit über die Krankheit kämpfen müssen. Ein Satz hat mir dann so einiges leichter gemacht: Ich bestehe darauf, dass diese Angelegenheit nur von Jemanden bearbeitet wird, der sich mit der Diagnose FTD auskennt. Lege Widerspruch ein und fordere, dass nur ein Richter, der sich mit FTD auskennt ein Urteil fällen soll und kann. Ich hoffe, dass es dir vielleicht auf deinem steinigen Weg hilft. Einen ganz dicken Drücker aus der Ferne ❤️❤️❤️
LikeGefällt 1 Person
Liebe Gerlinde, danke dir. Ich habe jetzt gefordert, dass ein aktuelles neuropsychiatrisches Gutachten erstellt wird und dass nur jemand über den Fall entscheidet, der sich mit FTD auskennt. Drück mir die Daumen! Liebe Grüße
LikeLike