Der September ist ein schwerer Monat. Dabei mochte ich ihn immer sehr. Noch warm, aber doch schon angenehm kühl. Noch grün, aber schon ein Hauch von Herbst. Viele Früchte. Überreife. Fast noch Sommer.
Seit vier Jahren ist der September der Monat der Diagnose. Unser FTD-Monat. Vor genau vier Jahren haben wir es schwarz auf weiß bekommen: Frontotemporale Lobärdegeneration, Variante Primär nicht-flüssige Aphasie. Unheilbar. Unbekannte Prognose, vermutlich noch sechs bis acht Jahre Lebenserwartung.
Die Hälfte dieser Zeitspanne ist rum. Viel ist geschehen in den vier Jahren. Wir haben gegen die FTD gekämpft. Anfangs dachten wir tatsächlich, wir müssen nur stark sein und Liebe heilt alles. Was für ein Quatsch. Wir haben uns schnell entfremdet. Die Verhaltensänderungen waren heftig. Das gemeinsame Leben mit Kindern wurde unmöglich. Wir sind geschieden worden. Er ist in seine Heimatstadt gezogen. Er wurde unter rechtliche Betreuung gestellt. Ein Pflegedienst wurde engagiert. Ich habe eine neue Arbeit gesucht und begonnen. Auch eine neue Liebe, obwohl nicht gesucht. Ein Kind hat Abitur gemacht. Eins wurde eingeschult. Ein Kind hat sich verliebt. Eine Klasse wurde wiederholt. Zwei Psychotherapien wurden begonnen, eine abgeschlossen. Es wurde viel geweint und viel gestritten. Viele Besuche bei ihm. Immer im Ausnahmezustand, in jeder Hinsicht.
September. Ein schöner Monat, eigentlich.
Liebe Aphasia,
nun verstehe ich Dich richtig. Ich wandle auf derselben Straße , in Deinem schützenden Schatten, sehend ohne geblendet zu werden von der grelldüsteren Aussicht auf das, was auch uns unweigerlich bevorsteht.
Ein Jahr ist vergangen, seit meinem letzten Kommentar( glaube ich).
Ich konnte manchmal nichtmal bis zum Ende lesen, geschweige kommentieren.
Inzwischen habe auch ich uns in Sicherheit gebracht, unsere Kleine und mich.
Und doch…….die Trauer holt uns immer wieder ein. Erst jetzt wird mir der Verlust bewusst. Nun weine ich endlich um meinen Mann, der noch da ist und den ich gleichzeitig vor ein paar Jahren bereits verlor.
Er lebt nun ( noch) alleine und das bricht mir das Herz. Aber es ging einfach nicht mehr. Seine Wesensveränderungen sind bereits zu stark.
Der September ist schön, trotz allem.
Es ist der Todesmonat meines Vaters. Der August ist unser FTD-Diagnosemonat.
In Beidem liegt Ende und Schrecken, aber auch Erlösung und Gewissheit.
Damit lässt es sich leben, irgendwann auch wieder gut.
In Gedanken nach wie vor oft bei Euch.
Ich danke Dir für jeden einzelnen Satz,.
Tanja
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Liebe Tanja,
ja, man muss sich und die Kinder in Sicherheit bringen. So ist es leider. Das kann niemand verstehen, der das nicht selbst durchgemacht hat. Alles Gute für euch!
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JA MAN MUSS SICH IN SICHRHEIT BRINGEN DAS VERSTEHT NUR EINER DER DAS DURCHMACHEN MUSS
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