Terry Jones

Ich verdränge, also bin ich. Nur so kann ich überhaupt sein. Seit die FTD meine Familie zerstört hat, werde ich in dieser Disziplin immer besser: Alles was schmerzt, wegpacken und weitermachen, so als wäre nichts gewesen. Schließlich habe ich Elternpflichten, muss Mutter und Vater gleichzeitig sein für meine beiden Mädchen. Muss das Geld für uns verdienen, mich um alles allein kümmern. Das kostet viel Kraft. Trauer und Grübeleien haben wenig Platz.

Meine Große hat jetzt ihren ersten festen Freund. Ob sie ihm von ihrem Vater und seiner Krankheit erzählt hat? Ich vermute nein. Papa ist ein Tabu. Auch bei ihr: totale Verdrängung.

Aber heute will mir das Verdrängen nicht gelingen. Vorhin habe ich die Nachricht gelesen, dass der Monty-Python-Komiker Terry Jones gestorben ist. An FTD, Primär Progressiver Aphasie, die gleiche Form, die auch mein Ex-Mann hat. Wie Terry Jones wurde auch er im September 2016 diagnostiziert. Jones ist jetzt an der Krankheit gestorben. Mein Mann lebt. Aber wie lange noch? Vielleicht lässt mich diese Nachricht auch darum nicht los, weil das jüngste Kind von Terry Jones genauso heißt wie eins unserer Mädchen. Das macht es noch schwerer zu verdrängen.

Heute mache ich Pause vom Verdrängen. Morgen versuche ich es dann wieder mit „Always Look On The Bright Side Of Life“ – in Gedenken an Terry Jones.

 

4 Gedanken zu “Terry Jones

  1. Als im Nachruf von Terry Jones das Schlüsselwort FTD stand war auch wieder grübeln angesagt. Ich glaube es ist eher die Regel als die Ausnahme das wir in dieser Situation verdrängen und uns versuchen abzulenken. Irgendwie muss es ja erträglich gemacht werden. Unsere Tochter lenkt sich mit der Reitbeteiligung ab, und ich stelle inzwischen fest dass sie, nachdem meine Frau jetzt seit anderthalb Jahren nicht mehr hier ist, das zuhause sein wieder schätzt. Ich hoffe das auch deine Kinder wieder zuhause ankommen und ihr gemeinsam schöne Zeiten erleben werdet.
    Daumendrücken aus Hessen.
    Jürgen

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    • Lieber Jürgen, bei uns ist es auch so, dass meine große Tochter sich zu Hause wieder wohlfühlt, seit der Papa nicht mehr bei uns lebt. Danke fürs Daumendrücken und liebe Grüße!

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  2. Was ist ,wenn man es selbst hat und noch Gelegenheit ,seine Dinge zu regeln ?Ich bin allein,55,14-jähriger Sohn-gerade vorübergehend beim Vater,… .Was soll ich tun ?Ich hab mich testen lassen,weil meine Schwester letztes Jahr mit 64 ins Pflegeheim gekommen ist,vorher meine Mutter mit 68 an Demenz erkrankt und nach 10 Jahren Pflege verstorben war…..Kann mir jemand einen guten Rat geben ?

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    • Liebe Jenny, das tut mir sehr leid! Ich kann dir nur raten, dich an die Deutsche Alzheimer Gesellschaft zu wenden. Die haben auch Selbsthilfegruppen für FTD und helfen auch Erkrankten weiter. Ansonsten solltest du schon einmal Vorsorgevollmachten, Patientenverfügung etc. machen. Vielleicht kannst du auch schon mal geeignete Wohnformen anschauen? Mein Mann hat sich dagegen immer gesperrt und tut das noch heute. Leider wird es als Ergebnis haben, dass er sich nicht selbst aussuchen kann, wo er leben wird.

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