„Ich habe ein Geschenk für Papa“, meine Kleine zeigt mir stolz einen Kissenbezug, den sie im Schulhort bemalt hat. Es war die Idee ihrer Horterzieherin. Ein Geschenk für ihren Vater, der nicht nicht da ist. Und es auch nicht wäre, wenn er noch bei uns lebte. Ein Geschenk zum Anfassen, zum In-den-Arm-nehmen, zum Kuscheln. Zum Trösten. Für Nähe, über die große Distanz, die nicht nur in der räumlichen Entfernung besteht, sondern auch über die noch viel größere Distanz, die die Demenz zu ihrem geliebten Vater schafft. Eine Distanz, die nicht einmal mehr das Telefon überbrücken kann. Er kann ihr nichts sagen, nicht auf ihre Fragen antworten. Fragen, die auch ich ihr nicht beantworten kann. „Papa, wie war dein Tag?“, „Ja ist doch keine Antwort, Papa. Du musst doch sagen, was du heute gemacht hast.“ „Willst du nichts erzählen?“ Diese Telefonate mit anzuhören zerreißt mir das Herz. Sie weiß, dass er kaum noch sprechen kann. Aber sie versucht es immer wieder.
Jetzt hat sie dieses Kissen gemacht. Wir werden es ihm mitbringen, wenn wir demnächst zu ihm fahren. Bis dahin kuschelt sie selbst jede Nacht mit dem Papi-Kissen. Auch das zerreißt mir das Herz.

Sehnsucht ist manchmal ein Kissen