Manchmal

Manchmal kommt die Trauer. Ganz unvermittelt, ganz plötzlich ist sie da. Wie ein schwerer Vorhang, der vor einer Tür hängt. Ich möchte durch die Tür gehen, denn dahinter, da draußen ist das Leben. Aber der Vorhang ist zu schwer. Er lässt sich nicht beiseite schieben. Starr und fest hängt er vor mir und trennt mich von allem, was schön ist, was Freude macht. Und ich bleibe drinnen in meinem Unglück, das ich schon längst überwunden geglaubt habe.

Heute ist so ein Abend. Ein wunderbarer lauer Spätfrühlingsabend. Meine Große hat Abschlussball von ihrem Tanzkurs, in der Strandbar, direkt an der Spree. Mädchen in Sommerkleidern, große Jungs, die mit roten Gesichtern ihre Klassenkameradinnen  übers Parkett schieben. Foxtrott, Walzer, Chachacha. Die Eltern sind auch da und blicken stolz auf ihre fast erwachsenen Kinder. Nicht alle Eltern. Bei uns fehlt der Vater. Er ist abwesend und wird nie mehr anwesend sein. Nicht beim Abschlussball, nicht beim Schulabschluss und auch nicht bei allen anderen familiären Höhe- und Tiefpunkten, die noch kommen werden. Mein großes Mädchen hat nicht mit seinem Papa getanzt. Und wir es nie können.

Das macht mich unfassbar traurig.

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