Loslassen lernen

Es geht nicht mehr. Drei heftige Infekte innerhalb weniger Wochen zeigen mir, dass ich so nicht weitermachen kann. Das Pensum ist nicht zu schaffen. Arbeiten, Kinder erziehen, pflegen – es geht nicht. Jedenfalls nicht auf Dauer.

Ich habe einen längst überfälligen Schritt gemacht, den ich ich bisher gescheut habe. Beim Amtsgericht habe ich einen „Antrag auf Prüfung einer rechtlichen Betreuung“ für meinen Ex-Mann gestellt. So heißt das auf Beamten-Deutsch. Wenn dem stattgegeben wird – und damit darf ich rechnen, wie mir die nette Sachbearbeiterin der örtlichen Betreuungsbehörde versicherte – dann wird sich bald ein hauptamtlicher Betreuer um Finanzen, Verträge und den ganzen anderen Papierkram kümmern, der meinen Ex betrifft. Und ich bin zumindest aus der Nummer raus. Nicht ganz ohne Risiko, man hört so viel von korrupten Betreuern. Aber ich weiß mir keinen anderen Rat mehr. Meinen Ex interessiert das alles sowieso nicht. Er ist zufrieden, wenn die Glotze läuft und es Kuchen gibt. Wozu soll ich mir da einen Kopf machen? Ich hab genug von ständigen Infekten durch zu viel Stress.

Während dieser Übung in Loslassen erreichte mich eine sehr traurige Nachricht: Susan Suchan ist gestorben. Sie war eine Demenz-Ikone in den USA und litt selbst an FTD. Seit ihrer Diagnose war es ihre Mission, FTD-Kranken eine Stimme zu geben und zu zeigen, dass auch ein Leben mit Demenz lebenswert ist und bis zur letzten Sekunde ausgekostet werden will. Genauso hat sie gelebt und vielen Betroffenen auf der ganzen Welt Mut gemacht. Jetzt ist diese starke, kluge Stimme für immer verstummt. Rest in peace, Susan.

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