Pflegen ohne es zu wissen

Ich wechsele keine Windeln. Ich bade ihn nicht. Ich füttere ihn nicht. Und ich stütze ihn nicht beim Gehen oder Aufstehen. Und doch pflege ich.

Ich hatte bisher gar nicht gewusst, dass das, was ich täglich mache, Pflege ist. Ich erinnere ihn daran, zu trinken. Sicher zehn mal am Tag. Ich erinnere ihn daran, sein Medikament zu nehmen – es ist inzwischen kein Antidepressivum mehr, sondern ein Mittel gegen Demenz. Ich sage ihm, dass er duschen soll. Ich helfe ihm, wenn er mit technischen Geräten nicht mehr klar kommt. Ich erledige seine Rechnungen, seine Anträge, den ganzen Schriftverkehr. Ich mache seine Termine und erinnere ihn an seine Termine. Und begleite ihn zu den Terminen. Ich schaue nach ihm, wenn er nachts seltsame Geräusche macht. Ich habe – soweit ich da bin – immer ein Auge auf ihn. Das alles ist Pflege. Das hat mir eine Gutachterin vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) erklärt. Demnach pflege ich ihn etwa drei bis vier Stunden täglich. Das war mir bisher gar nicht bewusst. Drei bis vier Stunden sind ganz schön viel neben einem 40-Stunden-Job und den Kindern. Kein Wunder, dass ich so furchtbar müde bin.

2 Gedanken zu “Pflegen ohne es zu wissen

  1. Hallo aphasialand ja genauso ist es ich denke sie sind im gleichen Zustand ihres Mannes wie ich gerade im Moment bin. bei mir kommt dazu dass mein Mann auch immer noch Auto fährt und man da auch ständig auf hab acht Stellung ist. Bei meinem Mann habe ich mittlerweile Pflegestufe 3 erreicht was zumindest bedeutet dass ich 530 € bekomme im Monat wobei seine Krankenversicherung ja schon 700 € im Monat kostet er im Moment mindestens für 300 € Benzin in der Gegend verfährt und sonstige Kosten die man einfach trotzdem zu tragen hat ich hoffe für sie dass sie zumindest jetzt eine vernünftige Pflegestufen Einstellung bekommen haben das zumindest finanziell ein kleiner Tropfen mehr Geld bei Ihnen auf dem Konto ist es wird uns nichts helfen ich denke wir müssen weiter kämpfen ich wünsche uns beiden weiterhin viel Kraft was immer die Zeit auch bringen wird .Wenn ich nichts mehr von ihnen höre wünsche ich Ihnen trotzdem ein wunderschönes Weihnachtsfest. Obwohl ich weiß dass es das gar nicht gibt für uns beide.

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  2. Guten Tag.
    Die Beiträge von „aphasialand“ verfolge ich seit Beginn. Ich arbeite mit Menschen mit Demenz schon sehr lange, unterrichte auch in diesem Themenbereich. Deswegen bin ich ein wenig „eingeweiht“ in die ungeheuer große Herausforderung, die Angehörige von Menschen mit einer Demenz bewältigen müssen. Ich kenne viele Familien. Die allergrößte Herausforderung ist das Leben mit Menschen mit frontotemporalen Demenzen, vor allem im noch in „jungem“ Alter.
    Betroffen bin ich in meiner Familie (noch) nicht. Trotzdem fühle ich mit Ihnen und kann auch die Kosequenzen, die Sie für sich und Ihre Kinder ziehen, nachvollziehen. Ich finde es sehr mutig, wie Sie Ihren Blog schreiben! Hut ab!
    Wenn Ihr Mann jetzt einen Pflegegrad hat, gibt es ja nicht nur das Pflegegeld, sondern auch noch weitere Leistungen der Pflegekasse. lassen Sie sich gut beraten (die Beratungen sind kostenfrei).
    Viel Glück weiterhin, ich werde wieter lesen ….

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