Der Kamerarucksack

Zurück in meiner alten Heimat. Deutscher Mittelgebirgsraum. Sanft geschwungene Hügel, viel Wald, wogender Sommerweizen, Fachwerkdörfer, die sich gefällig in Täler schmiegen. Darüber ein dramatischer Himmel: Wolkentürme, aus denen es jede Sekunde schütten wird.

Etwas fehlt. Und ganz plötzlich fällt mir ein, was es ist: seine Kamera. Er fotografiert nicht. Das gab es noch nie. Die Kamera war seine ständige Begleiterin. Er nannte sie: meine Freundin. Sie musste überall hin mit. Ohne sie kein Ausflug und keine Reise. Erst recht nicht in meine alte Heimat, wo er Fotomotive ohne Ende sah. Wartet mal, geht schon vor, ich mach noch Fotos. Wie ich diesen Satz früher gehasst habe. Heute wäre ich froh, ihn zu hören. Überhaupt mal wieder was zu hören.

Den Kamerarucksack hat er mitgenommen auf die Reise in meine alte Heimat. Er hat Essen für die Reise darin transportiert. Essen, vor allem Süßes – das ist ihm wichtiger als zu fotografieren. Seine Freundin braucht er nicht mehr. Ein Kamerarucksack vollgepackt mit Bananen, Schokolade und Marmeladenbroten. Für mich könnte es nichts Traurigeres geben.

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