Der Kater danach

Die Einsamkeit zu zweit bekämpfen war mein Plan. Jeden zweiten Abend unterwegs sein, damit ich die Abende zuhause besser ertragen kann. Die Abende neben einem Mann, der nicht spricht, nicht denkt, nicht (sichtbar) fühlt, nicht streitet, nichts will und nichts tut. Ein Mann, zu dem kaum noch Kontakt möglich ist, weder seelisch, noch geistig oder körperlich. Der zufrieden ist, wenn er auf irgendeinen Bildschirm glotzen kann, während ich Unterhalt und Erziehung unserer Kinder allein stemmen muss.

Die Abende, die ich dieser toten Beziehung entrinnen kann, sind großartig. Leider aber auch schmerzhaft, denn sie zeigen deutlich, was alles nicht mehr geht mit meinem Mann. Gemeinsam über etwas lachen zum Beispiel. Ich hatte noch gar nicht bemerkt, dass auch das schon lange fehlt. Jetzt weiß ich es nur zu gut. Und vermisse es durch diese Erkenntnis überhaupt erst. Besser gesagt: nun weiß ich, was genau ich vermisse. Das macht es nicht besser, nur noch schwerer.

Schlimm ist auch der Tag nach meinem „Ausgang“. Der Frust ist jetzt noch größer, wenn ich wieder den ganzen Abend neben dem stummen Mann sitzen muss. Ich habe dann eine Art Kater: Weltschmerz, Melancholie, Gereiztheit und starkes Schlafbedürfnis. Gespräche, Zugewandtheit, Humor und Nähe – diese Dinge kann ich offenbar nur noch in Minimaldosierung vertragen. Sie versetzen mich in einen Rausch. Je schöner der Abend, desto tiefer der Fall am Tag danach. Es gibt kein Entrinnen aus der FTD-Hölle.

Ein Gedanke zu “Der Kater danach

  1. Liebe Apasialand.
    Ja wie immer schreibst Du mir aus der Seele.
    Ich habe ja noch das Glück (noch) dass ich mal eine Woche wegfahren kann um Luft zu holen,oder Mein Mann ist weg. Aber trotzdem ist es genau so wie Du sagst. Lachen geht schon seit Jahren nicht mehr zuhause, Mein Mann ist ein in sich geschlossenes Wesen.Obwohl ich finde dass es auch nicht immer so einfach ist mit Leuten unterwegs zu sein und auch wieder den passenden Anschluß zu finden. Da muss man auch um alles dankbar sein. Also drum wenn es eine nette Gelegenheit gibt,dann muss man die mitnehmen.Ich merke mitlerweile selber,dass ich mich oft auch schon unsicher in Gesellschaft fühle,weil man irgendwie selber glaube ich ,extrem aufpassen muss dass man nicht seltsam wird.Es hilft nichts raus,raus…. unbedingt. Zuhause ist wie es ist,es wird deshalb mit ihm nicht besser nicht schlechter.LG Marianne

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