Warum kann man mit Demenz nicht punkten? Niemand sagt: Wow, er kämpft so tapfer gegen seine Demenz. Es gibt keine Galas mit Rotem Teppich. Kaum Promis, die sich für Demenzkranke stark machen. Ganz anders bei Krebs und Aids. Wer Krebs hat, ist ein Held. Wer Aids hat, darf sich der Unterstützung einer großen Community sicher sein. Kaum ein Promi, der sich nicht zum Welt-Aids-Tag die rote Schleife ans Revers heftet. Ein Herz für Kinder – immer! Aber wer hat ein Herz für Demenzkranke? Bitte nicht falsch verstehen: Jede schwere Krankheit ist ein schlimmes Schicksal. Jeder einzelne Kranke ist einer zu viel – egal, wie das Übel heißt.
Demenz scheint sich nicht zum Heldentum und schon gar nicht für Galas und Promi-Schaulauf zu eignen. Dabei sind bereits 1,5 Millionen Menschen in Deutschland daran erkrankt. Zum Vergleich: an Krebs leiden 1,6 Millionen Menschen (Zahl von 2012), ganze 85 000 Menschen in Deutschland sind mit HIV infiziert.
Vielleicht fehlen der Demenz einfach Kulleraugen, Bein und Busen, um mehr öffentliches Interesse zu wecken. Hier gibt es keine süßen kleinen Kinder, die uns herzzerreißend aus großen Augen anschauen. Und mit denen sich Promis zu PR-Zwecken fotografieren lassen. Nur alte Leute. Und die will keiner sehen. Oder, wie in unserem Fall, mittelalte Leute. Die sind auch längst nicht mehr niedlich.
Dabei können Geschichten über alte und demente Menschen genauso berühren. Es kommt ganz darauf an, wie man sie erzählt. Ein besonders gelungenes Beispiel ist der Spot des Filmstudenten Eugen Merher. Er bot das kleine Meisterwerk der Firma an, die im Spot beworben wird. Die lehnte zunächst ab. Klar, da fehlen ja die Kulleraugen.
Merher veröffentlichte das Video selbst. Das war vor einem Monat. Über 11 Millionen Mal wurde es bisher angeklickt – Pech für die Firma mit den drei Streifen.
Wunderbar!! Wunderbar!
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